Freitags-Song-Kalligrafie: T’es beau von Pauline Croze
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Geben Sie zu, Sie würden gerne bedingungslos akzeptiert werden. Geben Sie zu, auch Sie wünschen sich auch, einen Ort haben, wo Sie an der Garderobe Ihre Maske ablegen können, die Sie den ganzen Tag über tragen müssen.
Das Lächeln, dass Sie mit zusammengebissenen Zähnen Ihrem Kunden zeigten, der Sie grundlos anfuhr. Die Fröhlichkeit, hinter der Sie sich verstecken, obwohl Ihnen nach Weinen zumute ist. Die Zuversicht, wenn Sie in Wirklichkeit nicht mehr ein noch aus wissen.
Einfach heimkommen* und man selbst sein dürfen. In den Arm genommen werden. Seine Nase in die Halsbeuge des Anderen stecken und tief den heimischen Duft einatmen können. Akzeptiert werden.
* Zuhause, das: die Menschen, mit denen man sich wohl fühlt und man selbst sein darf (aus Miras Definition des Alltags)
Vorlagen für die Kalligrafie finden Sie am Ende des Artikels.
Mehr brauche ich zu diesem Lied nicht mehr zu sagen, das ich Ihnen diese Woche als meinen Freitagssong präsentiere: T’es beau von Pauline Croze. Hier eine halbwegs annehmbare Übersetzung, „übersetzen in Deutsch“ klicken, gefolgt von einer Auswahl meiner Lieblingsinterpretationen, angeführt von meiner Favoritin Imani (leider lässt sich das Video nicht einbetten, Sie müssen schon selbst darauf klicken).
Sophie Tiths Stimme fehlt zwar Imanis Stimmvolumen, doch auch ihr Cover hat was:
Kennen Sie die Gitarrenversion von Florence P?
Von Yal und Pierrot stammt die schönste Klavierversion, die ich finden konnte (wenn ich ehrlich sein darf, ich hätte davon gerne reine Instrumentalversion, aber ich bin auch eine besondere Beziehung zu Klavierklängen, sehen Sie’s mir bitte nach):
Am Ende des Artikels gibt es eine Zusammenfassung meiner Erkenntnisse zur Kalligrafie sowie einige Dateien mit Führungslinien zum Download. Es lohnt sich also, bis zum Ende durchzuhalten (oder dorthin zu scrollen).
Von Musik und ihren Bildern
Wissen Sie, was mir am englischen Wort „to embrace“ so sehr gefällt? Natürlich nicht, denn Sie kennen mich gar nicht. Ich verrate es Ihnen trotzdem. Ich liebe es, weil es nicht nur „umarmen“, sondern auch „akzeptieren“ bedeutet. Ehrlich umarmt werden, ohne Hintergedanken, einfach, weil man voll und ganz angenommen wird.
Referenzfotos und Skizzen
Obwohl ich die Kallillustration erst jetzt veröffentliche, war sie mein allererster Versuch, eine Song-Kalligrafie zu illustrieren. Ich hatte gleich zu Anfang eine genaue Vorstellung davon, was sie darstellen sollte. Was ich damals nur nicht wusste war, wie aufwendig es sein würde, dazu die Maltechnik, die Malmittel und die Komposition der Kalligrafie und des Bildes auszuwählen.
Aber alles der Reihe nach.
Am Anfang stand das Wort. Ja, der Satz ist geklaut, doch so ist nun mal mit der Illustration von Liedtexten. Von der Akzeptanz bis zu einer Umarmung war der Sprung nicht weit. Danach kam wie so oft eine Skizze mit meinem bevorzugtem Fude-Füller, weil seine gebogene Spitze die Strichstärke einfach variieren lässt und die wasserfeste Tinte / Tusche anschließend bei Bedarf mit Aquarellen nachkolorieren lässt.
In den nächsten sechs Sitzungen kämpfte ich mich durch unterschiedliche Hintergrundbilder. Die Qualität der Bilder ist nicht sonderlich hoch, da es sich dabei um grobe Entwürfe und keinesfalls um als fertig gedacht Illustrationen handelte. Ich hätte nicht die Zeit, jede einzelne meiner Ideen fertig auszuarbeiten, nur um feststellen zu müssen, dass mir eine andere Idee der Komposition oder des Farb- oder des Valuesschemas besser gefällt.
Da diese Kallillustration noch vor der Beautiful von Christina Aguilera entstand (auch wenn ich sie erst danach veröffentliche), fehlten mir noch die Erkenntnisse über die chinesische Tuschemalerei, die Sie auch direkt unter Freitagssong Beautiful - Lessons learned nachlesen können.
Hier eine Auswahl an Kompositionen, die ich durchroutierte:
Bis ich eines Tages gerne ein reines Kalligrafiebild haben wollte, indem ich dunkle Werte durch stärkere Striche ersetzte. Was leider nicht wirklich etwas brachte, da man den Unterschied in Values (hell-dunkel-Kontrast) kaum als Bild erkannte, weshalb ich Konturen ziehen musste. Wahrscheinlich hätte es was gebracht, wenn ich die Zeilenabstände entsprechen klein gewählt, oder die „dunkleren“ Werte entsprechen größer kalligrafiert hätte. Doch zu diesem Zeitpunkt wollte ich nur noch fertig werden:
Da die Spielerei mit Values in der Kalligrafie nichts brachte, verzichtete ich im nächsten Versuch komplett darauf und setzte gleich auf Umrisse:
Nun war ich so weit, „Basta!“ zu schreien und aufzugeben. Bzw. einfach eine der Kombinationen auszuwählen. Egal welche … bis ich nachts aufwachte und mich fragte, warum es eigentlich unbedingt eine Tuschezeichnung sein sollte. Warum nicht analog zu meinen Ausmalbüchern (Sie können diese Bücher bei Amazon kaufen oder auch eine verkürzte Leseprobe als PDF herunterladen; Links in den entsprechenden Blog-Artikeln) die Konturen mit Buntstiften ausmalen. Was ich gleich als Erstes am Morgen erledigte. Bingo! Ich hatte endlich, endlich! einen Gewinner:
… bis ich am nächsten Morgen aufwachte und eine Idee hatte, warum ich die Zeichnung nicht noch weiter reduzieren sollte, indem ich auf unnötige Striche und Farben verzichten sollte.
Lessons learned: Kalligrafie
- Helle Kalligrafie auf dunklem Hintergrund verlangen nach dickeren Haarlinien bei Copperplate Schrift, da diese sonst zu schlecht zu erkennen sind.
- Wenn die Kalligrafie den Hintergrund der Illustration bilden soll, muss die Versform aufgebrochen und als Fließtext gestaltet werden.
- Verwendete Feder ändert das Erscheinungsbild der Kalligrafie teils erheblich.
- Der Grauwert der Kalligrafie kann durch die x-Höhe + Oberlängen- / Unterlängenkombination, aber auch durch mehr oder weniger flexible Feder (mit entsprechend angepasstem Druck) beeinflusst werden, auch wenn diese Technik ihre Grenzen hat.
- Zeichnet man Führungslinien mit Bleistift ein, sollte man vorher überprüfen, ob die verwendete Tinte radierfest ist.
- Grids (Führungslinien) auf Overheadfolien ausgedruckt erlauben es einem, auf dem Leuchttisch gleich mit drei Schichten zu arbeiten (Vorlage mit der Illustration, Vorlage mit den Führungslinien und ein dickes Kalligrafiepapier).
- Vorgedruckte Vorlagen mit Führungslinien können auch ohne Leuchttisch verwendet werden, um deren Nachzeichnen mit Bleistift zu erleichtern, z. B. wenn man keinen Leuchttisch hat oder man auf dunklem Papier zeichnen möchte, jedoch nicht die Position jeder einzelnen Linie ausrechnen möchte (s. Bild unten).
Und zum Schluss … ein paar vorgefertigte Grids zum Download
… und wo ich schon von Vorlagen mit den Führungslinien spreche, hier haben Sie eine Auswahl mit unterschiedlichen x-Oberlängen-Unterlängen-Kombinationen. Standardmäßig werden die Proportionen 3:2:3 in Copperplate als besonders schön angesehen.
Es freut mich, wenn ich Ihnen mit diesen Gittern das Kalligrafieren erleichtern kann. Seien Sie bitte nur so nett und benutzen Sie sie nicht zu kommerziellen Zwecken.
Hier ein paar vorgefertigte Gittern. Zur Nomenklatur: Erste Ziffer ist die Höhe der Ober-/Unterlänge, zweite zeigt die Höhe der Zeile, dritte den Abstand zwischen den Zeilen, vierte ist die Neigung der Buchstaben, fünfte und sechste sind schließlich die Breite und Höhe der Seite (DIN A4 im Portrait bzw. im Landscape).
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- grid-4-4-2-50-297x210.pdf
- grid-5-3-2-50-210x297.pdf
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- grid-5-4-2-50-297x210.pdf
- grid-6-4-2-50-210x297.pdf
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P.S. Ich würde gerne das Geheimnis von Imani kennen, wie man einen Abend auf solchen Highheels stehen kann. Wenn ich daran denke, was bei mir bereits 5 cm ausmachen. Andererseits, ich glaube nicht, dass ich so scharf darauf wäre, 190+ cm groß zu wirken. Zumal in Augsburg, wo man zwar in der Fußgängerzone einiges an Kopfsteinpflaster durch flache Fliesen ersetzt hatte, man bei der Überquerung der Straßen sich immer noch beide Beine brechen könnte.
Ok, vielleicht sollte ich lieber diese Männer hier fragen, denn sie schaffen es sogar, auf Highheels zu tanzen!
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