Skip to Main Skip to Footer
Back to Header Skip to Footer
← zurück zum Blog
Ich formatiere nicht nur Ebooks und PDF für den Druck, sondern lerne auch gerne Fremdsprachen. Warum nicht beides kombinieren, um mit einem Audiobook Italienisch zu lernen, zumal wenn es von einer so fantastischen Sprecherin wie Paola Cortellesi gelesen wird?

Stolz und Vorurteil von Jane Austin: Sprachen lernen mit Audiobooks

skip to Article →
Inhaltsübersicht
  1. Wer ist Schliemann?
  2. Wie geht nun die Schliemann Methode?
  3. Geht’s auch einfacher?
  4. Mein fertiger Italienisch-Kurs

Fremdsprachen lernen gehört zu meinen Lieblingshobbys. Dumm nur, dass die Kenntnisse mit der Zeit verschütt gehen, wenn man sie nicht anwendet. So geschehen auch mit Italienisch, der Sprache, die mich wohl für immer an meinen Gran-Canaria-Urlaub erinnern wird. Inzwischen lernte ich eine Menge weiterer Sprachen und jedes mal versuchte ich, den Lernprozess zu verbessern.

Wer ist Schliemann?

Eines Tages stolperte ich über die Schliemann Methode, die bereits in den 1910-er im Verlag von Wilchelm Violet veröffentlicht wurde. Zu deren Zielgruppe gehörten Selbstlerner und sie benutzte bereits damals Schallplatten!

Wow! Ist das nicht fortschrittlich? Wir haben es heutzutage viel einfacher: Wir haben Ebooks (oder auch gedruckte Bücher, die uns allerdings beim Übersetzen ein wenig mehr Handarbeit abverlangen), Übersetzungssoftware (gedruckte Wörterbücher gehen auch) und Audiobook in der Zielsprache.

Neulich fiel mir die italienische Übersetzung von I. Castellini und N. Rosi von Jane Austens »Stolz und Vorurteil« (»Orgoglio e pregiudizio«) als Audiobook, gelesen von Paola Cortellesi. Da musste ich einfach zugreifen. Und ich habe es nicht bereut.

Ich habe so meine Probleme mit Audiobooks: Sie werden zu langweilig gelesen, zu langsam, zu gewollt oder mit einer unmöglichen Stimme. Kurzum, ich habe bisher kaum ein Audiobook zu Ende hören können. Und wenn doch, dann nur, weil ich das Ende wissen wollte.

Nicht so Paola Cortellesi. Sie liest mit so viel Engagement, dass ich ein ums andere Mal die Kapitel hören kann, ohne mich daran abzuarbeiten. Perfekte Voraussetzung, um damit mein Italienisch aufzubessern.

Wie geht nun die Schliemann Methode?

  • Man nehme ein Buch, das man gerne lesen würde. Am besten ein Lieblingsbuch, denn Sie werden zumindest die ersten Kapitel immer und immer wieder hören/lesen müssen, bis Ihr Wortschatz so weit ist, dass Sie nur noch wenige Wörter pro Kapitel lernen müssen.
  • Man wähle das passende (ungekürzte) Audiobook. In meinem Fall kam hinzu, dass »Stolz und Vorurteil« ursprünglich in Englisch geschrieben wurde. Daher hätte ich eigentlich darauf achten müssen, dass das Audiobook auf derselben Übersetzung basiert, wie das Buch. Da ich jedoch den umgekehrten Weg nahm (zunächst das Audiobook, dann das Buch), musste ich entsprechend die richtige Übersetzung finden.
  • Man schreibe jeweils den fremdsprachigen Satz gefolgt von der wortwörtlichen (!) Übersetzung dahinter.
  • Man lese nun mehrfach die Übersetzung, um sich den fremdsprachigen Satzbau einzuprägen.
  • Man höre die fremdsprachige Aufnahme und verfolge sie anhand des deutschen (!) Textes, bis man bereits die deutsche Bedeutung der vorgelesenen fremdsprachigen Wörter halbwegs verinnerlicht hat.
  • Man höre die fremdsprachige Aufnahme und verfolge sie anhand des fremdsprachigen Textes.
  • Während die Aufnahme läuft, lese man nun leise den fremdsprachigen Text, um sich die Satzmelodie und Betonungen der Wörter aktiv einzuprägen.
  • Nun hören Sie nur die Aufnahme und versuchen, alles zu verstehen.

Gratuliere! Nun haben Sie den Wortschatz inne, haben den fremden Satzbau gelernt, ohne es bemerkt zu haben, können ganze Sätze und Redewendungen aus dem Effeff abrufen und haben auch noch die Sprachmelodie verinnerlicht (Sprachmelodie ist wichtig, um von Muttersprachlern verstanden zu werden). Und das alles, während Sie Ihr Lieblingsbuch genießen.

Bisher haben Sie hauptsächlich Ihre passiven Fähigkeiten ausgebaut (hören, lesen, verstehen). Sollten Sie auch aktiv werden wollen, dann können Sie weitere Übungen durchführen, wie z. B.

  • deutsche Übersetzungen mündlich oder schriftlich zurück übersetzen,
  • ganze Textpassagen aus dem Gedächtnis nachsprechen,
  • Lückentexte ausfüllen (dabei nehmen Sie sich den fremdsprachigen Text vor und löschen jedes x-te Wort aus, dass Sie später selbst vervollständigen müssen).

Geht’s auch einfacher?

Ich weiß nicht, ob es einfacher geht oder nicht, aber ich beschreibe Ihnen nun meinen Prozess der Aufbereitung.

Zunächst entdeckte ich das Audiobook »Orgoglio e pregiudizio« von Jane Austen, ungekürzte Lesung von Paola Cortellesi.

Als nächstes schaute ich nach, wer das Buch übersetzt hatte: Es waren I. Castellini und N. Rosi. Also suchte ich nach genau dieser Übersetzung. Damit Sie verstehen, warum es wichtig ist, die richtige Übersetzung zu finden, hier zum Vergleich eine frei verfügbare Übersetzung von Giuseppe Ierolli.

Dann öffnete ich den deepl-Translator (für die »schöne« Übersetzung) und Leo (für die wortweise Übersetzung). Warum zwei Übersetzer? Weil deepl sehr gute Gesamtübersetzungen liefert (meiner Meinung nach bessere als google-Translator), aber was wir hier eigentlich haben wollen, sind die wörtlichen Übersetzungen (vgl. Screenshot).

Nun übersetzte ich jeden Satz wortweise. Wenn ich nicht sicher war, was die wortweise Übersetzung zu bedeuten hatte, ließ ich mit deepl den ganzen Satz übersetzen.

Nun schrieb ich jeden Satz mitsamt seiner Übersetzung in eine Textdatei. Natürlich geht das auch händisch auf einem Blatt Papier, doch ich lese gerne im Halbdunkeln oder unterwegs, weshalb ich E-Reader bevorzuge, und da ich selbst Bücher als Ebooks (EPUB, MOBI, ePDF) und für den Druck formatiere, bietet sich für mich an, gleich alles so zusammen zu schreiben, dass ich daraus ein Ebook erstellen und auf meinen Tolino oder auf mein Tablet mit der Kindle-App drauf laden kann.

Italienisch hat leider nicht so regelmäßige Betonung der Wörter, weshalb ich mir die Aufgabe erleichtere und gleich die Betonung notiere.

Nun nur noch die Textdatei in EPUB/Mobi umwandeln – Voilà! Fertig!

Mein fertiger Italienisch-Kurs

Kapitel 1 meines Italienisch-Kurses

Im Screenshot sehen Sie die erste Seite meiner Bemühungen. Ich gebe zu, ich experimentiere gerade mit den neuen Ebook-Vorlagen, weshalb ich die Kapitelüberschrif ein wenig aufgehübscht habe. Das müssen Sie in Ihren eigenen Kursen natürlich nicht tun, auch wenn niemand Sie davon abhalten kann.

Wie Sie sehen, habe ich die Original-Sätze fett hervorgehoben, während ich die deutsche Übersetzung kursiv gestaltet habe. Das dient einer besseren Lesbarkeit.

Die Satzpaare trenne ich zusätzlich mit einer Leerzeile voneinander. Auch das vereinfacht das Lesen, da ich dadurch schneller den Einstieg finde, wenn ich mal durch etwas abgelenkt worden bin (mein Hund hat immer dann Anwandlungen der Kuschelitis, wenn ich mit etwas beschäftigt bin).

Wie ich schon erwähnte, hat italienische Sprache keine so einfache Regel für die Betonung wie beispielsweise Spanisch (jedenfalls ist sie mir nicht bekannt; sollten Sie eine kennen, her damit, ich meine, bitte, bitte, verraten Sie sie mir). Deshalb habe ich die betonten Vokale unterstrichen dargestellt.

Mit dieser Vorbereitung kann ich mich zurücklehnen und das Audiobook und die (ich hätte beinahe geschrieben »göttliche«) Paola Cortellesi genießen. Ich liebe diese Stelle:

»Oh, scapolo, scapolo, grazie a Dio. Scapolo e, per di più, ricchissimo …«

Ich sehe Mrs. Bennet förmlich vor mir, wie sie, voll des Glücks, ihre Hände zusammenschlägt.

Ach, Sie werden mir jetzt verzeihen, ich habe jetzt ein Rendez-vous mit Paola.

Sie haben eine Anmerkung oder eine Anregung zu diesem Artikel? Ich freue mich über Ihren .