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Die ersten drei Versuche mit den Rembrandt-Pastellkreiden mit zwei Frauenporträts und einem Fennek, von Mira Alexander.

#MiraDraws: Aus dem Rahmen gefallen

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Veröffentlicht: 13.08.2017
Anzahl Wörter: 302
Lesedauer: 2 min

Ich glaube langsam, ich brauche neue Bilderrahmen. Als Kind habe ich sie nicht gebraucht.

Als Kind (und später als Teenager) malte und zeichnete ich immerzu. Wenn ich nicht las, malte ich. Wenn ich nicht nähte, malte ich. Wenn ich nicht durch die Gegend raste, malte ich.

Ich malte mehrere Bilder pro Tag. Es waren hauptsächlich Zeichnungen (Blei- oder Buntstifte), häufig auch Aquarelle. Meine wenigen Versuche mit Ölfarben scheiterten an der Lösungsmittelunverträglichkeit. Also zeichnete ich.

Die wenigsten Bilder hob ich auf. In meinen Augen waren es allesamt Kritzeleien auf einem Stück Papier, nicht der Rede Wert. Einige fanden den Weg in meine „Galerie“. Zwei Wände voll „tapeziert“ mit meinen Bildern. Zwei Wände, an denen Bilder über- und nebeneinander wie die Perlen an den Schnüren hingen, nur durch Büroklammern an Ort und Stelle gehalten.

Eines Tages erwischte ich einen Bekannten meiner Eltern, wie er davor stand, mit hinter dem Rücken verschränkten Händen, und jedes einzelne Bild betrachtete. Er hat nicht einfach nur so drüber geschaut, weil meine Eltern so stolz darauf gewesen wären (er war allein im Raum, nur er und die Bilder, keine Heuchelei nötig also), er betrachtete sie, weil er es wollte.

Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich das Gefühl hatte, eine Künstlerin zu sein. Es gab tatsächlich Menschen (nicht nur meine Freundinnen, meine bis dahin treuesten Fans), denen meine „Kritzeleien“ etwas bedeuteten. Die bereit waren, ihre Zeit dafür zu opfern, jedes einzelne Bild für sich allein zu betrachten.

Es sind inzwischen viele Jahre vergangen. Viele Umzüge führten dazu, dass ich die alten Zöpfe abschnitt und auch die letzten Bilder aus der Zeit entsorgte. Diese Bilder, sie kommen nie wieder zurück. Doch dieses Gefühl, diese Überraschung, dieser milder Schock, ihn da vor meinen Bildern gesehen zu haben, das bleibt mir so lange, so lange ich mich erinnern kann.

Sie haben eine Anmerkung oder eine Anregung zu diesem Artikel? Ich freue mich über Ihren .